MS: Auch Kinder häufig betroffen

(mko) Wenn Kinder über Probleme mit dem Gleichgewicht oder der Koordination
klagen, sollte man u.a. auch die Möglichkeit einer Multiplen Sklerose (MS) abklären lassen. Denn:
heute dauert es oft lange, bis bei Kindern und Jugendlichen eine MS diagnostiziert wird und den Kinderärzten fehlen häufig Detailkenntnisse.
Viele der Betroffenen haben meist schon mehrere MS-Schübe hinter sich, ehe eine immunmodulierende Therapie – z.B. die Beeinflussung des Immunsystems mit Interferon–beta-1a – einsetzt, um so die Anzahl wiederkehrender Schübe zu vermeiden und eine Behinderung zu verzögern. So die Göttinger Expertin Professor Jutta Gärtner vom Universitätsklinikum, der einzigen Klinik weltweit, die 2007 das „Deutsche Zentrum für Multiple Sklerose im Kindes- und Jugendalter“ als einzige Einrichtung dieser Art gegründet
hat. In Göttingen werden erste Daten gesammelten (MS-Register) und bereits heute deutet vieles darauf hin, dass MS im Kindesalter offenbar relativ gutartig verläuft: In 63 Prozent der registrierten Fälle liegt eine schubförmig verlaufende Erkrankung und nur bei drei Prozent der Kinder eine sich chronisch entwickelnde MS vor.

Die Expertin schätzt, dass von den jährlich 5000 neuen MS-Fällen in Deutschland etwas 200 Kinder unter zehn Jahren betroffen sind. Möglicherweise besteht aber hier noch eine große Dunkelziffer. Verfügbare Daten über die Behandlung betroffener Kinder gibt es bisher nicht, die Ärzte stützen sich bei der Behandlung der Kinder noch auf Studienergebnisse von Erwachsenen. Aufgrund dieser Erfahrungen sind seit 2007 die Beta-Interferone ab 12 Jahren als einzige Therapieoption zugelassen.

(Literaturstellen können bei der Redaktion angefordert werden.)