Neue Therapieoptionen für nicht-kleinzelligen Lungenkrebs

(mko) Lungenkrebs steht bei Männern an erster und bei Frauen nach Brust- und Kolonkarzinom an dritter Stelle der krebsbedingten Todesursachen. Da zum Zeitpunkt der Diagnose meistens schon Fernmetastasen vorhanden oder die Lymphknoten befallen sind, ist der Tumor nicht mehr operabel und somit nicht mehr heilbar. In der Regel wird eine Palliativmedizin (lindernde Form der Therapie) eingeleitet, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Symptome wie Husten, Atemnot und Schmerzen zu lindern. Allerdings ist die Ansprechrate und der lebensverlängernde Effekt der Chemotherapie bei Patienten gering und zusätzlich belasten Chemotherapie-assoziierte Nebenwirkungen wie Blutbildveränderungen, Beeinträchtigung der Nierenfunktion Haarausfall, Durchfall oder Hautausschlag die Betroffenen. Hier gilt es sorgfältig abzuwägen, wie die sofortige Weiterbehandlung aussehen soll?
Moderne Medikamente, so genannte „Biologicals“ oder „targeted therapies“ wie Antikörper gegen VEGF oder EGF (siehe dazu auch MKO-Artikel: Lungenkrebs: Fortschritt durch zielgerichtete Therapie) sind heute bereits zugelassen und ihr Wirkungsprofil wird in klinischen Studien immer weiter erforscht, da eine Standard-Chemotherapie als erste Behandlungsoption bei vielen Patienten den Krankheitszustand nicht verändert.
Die erhobenen Studiendaten sprechen inzwischen für zielgerichtete Therapien u.a. auch beim fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC).
Heute stehen den Patienten innovative, moderne Wirkstoffe wie z.B. der Tyrosinkinase-Hemmer Erlotinib (Tarceva ®) und der Angiogenese-Hemmer Bevacizumab (Avastin®) als gut verträgliche Indikation mit hoher Wirksamkeit zur Erst- und Zweitbehandlung (First und Second-Linie-Therapie) zur Verfügung. Erlotinib zeigte jetzt in einer Vergleichsstudie die gleiche Wirksamkeit wie eine Chemotherapie, allerdings mit deutlich weniger chemobezogenen Nebenwirkungen. Das bedeutet für ältere Patienten oder Patienten mit einem schlechten Allgemeinzustand einen deutlichen Vorteil durch eine bessere Verträglichkeit. Erlotinib wird heute Patienten empfohlen, bei denen mindestens eine Chemotherapie versagt hat und deren Krankheitszustand nach „Chemo“ unverändert ist. Bei der Nachsorge des Lungenkarzinoms empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin sowie die Deutsche Krebsgesellschaft Patienten in gutem Allgemeinzustand und mit einer Erkrankungsprogression nach einer primären Chemotherapie Erlotinib zur Zweit-Behandlung. Zu den Nebenwirkungen, die am häufigsten auftreten gehören: Ausschlag (Rash) und Durchfall (Diarrhö).
Ein anderer neuer Wirkstoff ist Bevacizumab (Avastin®), der die Bildung von Blutgefäßen hemmt, die das Krebsgewebe mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. Wird das zielgerichtete Medikament in Kombination mit einer Chemotherapie Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkarzinom zur First-Line-Behandlung gegeben, verdoppelt sich die Ansprechrate in der Erstbehandlung für die Patienten mit einem inoperablen, fortgeschrittenen und bereits metastasierten oder rezidivierten NSCLC und verlängert ihr Überleben, insbesondere bei einem Ardenokarzinom ( s. Stichpunkte) um 14 Monate.
„Die Studiendaten“, so der Lungen-Facharzt Dr. David Felix Heigener aus Großhansdorf/ Hamburg
zeigen aber auch gute Ergebnisse für die Erhaltungstherapie nach Abschluss der Kombinationschemotherapie.

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Stichpunkte:
Ardenokarzinome nennt man die von den schleimbildenden Drüsenzellen der Bronchien ausgehenden Tumore, die sehr häufig bei dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs/NSCLC auftreten ( 35 bis 40 Prozent).
Eine Methode zur Früherkennung von Lungenkrebs gibt es derzeit nicht und da das Lungengewebe keine Schmerzrezeptoren hat, treten Schmerzen erst auf, wenn die bösartige Lungen-Erkrankung bereits fortgeschritten ist und der Tumor in die Gewebe, das die Lunge umgibt oder in die benachbarten Organe eingewandert ist oder gestreut hat. Die Therapie ist dann abhängig vom Stadium der Tumor-Erkrankung, vom Alter und vom Allgemeinzustand des Patienten. Nach einer Operation folgt meist eine Strahlen- und Chemotherapie.
Klinisch erprobte innovative Therapien garantieren dem Lungenkrebs-Patienten heute eine längere Überlebenszeit. Moderne Medikamente wie verschiedene VEGF-Antikörper blockieren inzwischen gezielt bestimmte Wachstums- und Stoffwechselvorgänge direkt in der Tumorzelle.
Inzwischen weiß man auch, dass bestimmte Mutationen an bestimmten Genen und Störungen in der Informationsübertragung von Zelle zu Zelle dazu führen, dass sich normale Zellen in bösartige Zellen entwickeln. Krebszellen entstehen und wachsen außerdem mithilfe von Wachstumsfaktoren und deren Andockstellen /Rezeptoren an der Tumorzelle. Hier genau setzen die modernen Wirkstoffe an. (Im Gegensatz zu einer Chemotherapie, die sich gegen alle Zellen richtet, wirkt ein Wachstumshemmer gezielt an der Tumorzelle).