Schlaganfall: Vor Eingriff unbedingt Komplikationsrate des jeweiligen Zentrums erfragen

(mko) Bei einer Verengung der Halsschlagader wird entweder eine Operation durchgeführt oder ein
Stent als Gefäßstütze,( Katheterbehandlung) zur Schlaganfallvorbeugung eingesetzt.
Experten gehen davon aus, dass sich viele dieser „Zweit-Schlaganfälle“ vermeiden lassen, wenn die Verengungen rechtzeitig behoben werden. Strittig ist jedoch, welche der beiden Methoden die erfolgreichere ist. Neue Studienergebnisse belegen jetzt, dass die Erfolgsaussichten beider Verfahren auf lange Sicht gleich sind. Große Unterschiede gibt es allerdings bei den Komplikationsraten der einzelnen Therapiezentren. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft empfiehlt Betroffenen deshalb, sich vor einem Eingriff über die Komplikationsraten des jeweiligen Zentrums zu informieren.

Verkalkungen in der Halsschlagader sind eine wesentliche Ursache für Schlaganfälle. Wenn eine solche Verengung zu einem Schlaganfall geführt hat, besteht ein hohes Risiko eines erneuten Schlaganfalls. „Etwa jedem siebten Patient, der einen Schlaganfall aufgrund einer Verengung an der Halsschlagader erlitten hat, droht im gleichen Jahr ein erneuter Schlaganfall. Wenn man die Verengung beseitigt, trifft es „nur“ noch jeden fünfundzwanzigsten Patienten“, erläutert Professor Dr. med. Martin Grond, Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Chefarzt am Kreisklinikum Siegen. Ein Arterienverschluss kann sowohl operativ als auch minimal-invasiv behoben werden: Gefäßchirurgen können mit einer Operation die Verkalkungen und Fettablagerungen ausschälen. Zudem besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit, die Engstelle ohne Operation minimal-invasiv zu behandeln: Der Patient erhält dabei nur eine örtliche Betäubung. Der Arzt führt dann einen Ballonkatheter in das Gefäß und weitet die verengte Stelle auf. Anschließend wird ein Stent eingesetzt. Er soll einen erneuten Gefäßverschluss vermeiden.

Im Rahmen mehrerer Studien haben Ärzte die Erfolgs- und Komplikationsraten von Operation und Stentbehandlung untersucht. Die Nachbeobachtungs-Ergebnisse dreier großer Vergleichsstudien zeigen jetzt, dass beide Verfahren auf lange Sicht keine deutlichen Unterschiede aufweisen.

„Allerdings hat sich auch gezeigt, dass die Unterschiede bei den Komplikationsraten der einzelnen Therapiezentren sehr groß sind“, so Experte Professor Grond. Patienten sollten dies bei der Auswahl eines Interventionszentrums beachten. Eine Hilfe bei der Entscheidung können laut Grond die Komplikationsraten in den Qualitätsberichten der Einrichtungen bieten. „Jedes Interventionszentrum sollte zusätzlich ein Komplikationsregister veröffentlichen, so dass sich Patienten auf den ersten Blick einen Überblick verschaffen können. Besonders wichtig ist, dass dies in Zusammenarbeit mit einem Neurologen geschieht.“ In diesem Zusammenhang ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass diese Erkenntnis nur für Verengungen an der Halsschlagader gilt, die bereits einen bleibenden oder flüchtigen Schlaganfall, eine sogenannte Transitorische Ischämische Attacke (TIA), verschuldet haben. „Findet man bei einer Untersuchung zufällig eine Verengung der Halsschlagader, muss diese nicht zwingend mittels Stent oder Operation behandelt werden, sondern man kann auch medikamentös vorgehen“, so Grond.