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(mko) Im Zuge der aktuellen Debatte um fehlerhafte Medizinprodukte (Brust-Implantate d.Red.) werden auch kritische Stimmen zur Sicherheit von Gefäßstützen, sogenannten Stents, in der Verhütung wiederholter Schlaganfälle laut. Nach einem Schlaganfall droht den Betroffenen nicht selten ein erneuter Hirninfarkt. Bei wenigen Patienten verursacht diesen eine Einengung der Blutgefäße im Gehirn. Daher liegt es nahe, wie bei den Herzkranzgefäßen, diese Engpässe mit Stents zu erweitern. Im vergangenen Jahr musste eine amerikanische Studie abgebrochen werden, nachdem darin mehr Patienten nach Einsetzen eines Stents ins Gehirn einen weiteren Schlaganfall erlitten hatten oder verstorben waren als Patienten, die rein medikamentös behandelt wurden. Hierzu muss kritisch angemerkt werden, dass diese Behandlungsmethode in den USA deutlich häufiger zum Einsatz kam als in Deutschland üblich. Darauf weisen Experten der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR), der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) hin. Darüber hinaus müsse bei Schlaganfallpatienten mit Verengungen der Gehirngefäße zunächst eine maximale medikamentöse Therapie eingeleitet werden. Erst dann komme hierzulande eine Behandlung mit Stents ausschließlich für die wenigen Schlaganfall-Patienten in Frage, die auf eine medikamentöse Therapie nicht ausreichend ansprechen und weiterhin Durchblutungsstörungen im Gehirn aufweisen. In Deutschland werden Stents nur nach sorgfältiger Indikationsstellung eingesetzt „Ausschlaggebend für dieses negative Ergebnis sind die Kriterien, unter denen Patienten in die Studie aufgenommen wurden“, erläutert Professor Dr. med. Olav Jansen, Präsident der DGNR vom Institut für Neuroradiologie der Christian-Albrecht-Universität in Kiel. Gemäß den in Deutschland gültigen Leitlinien behandeln Ärzte hierzulande verengte Gefäße im Gehirn nur dann mit einem Stent, wenn die Patienten trotz bestmöglicher medikamentöser Therapie weitere Schlaganfallsymptome zeigen oder wenn eine hochgradige Engstelle die Blutzirkulation massiv behindert. „In der amerikanischen Studie setzte man die Stents jedoch sehr viel leichtfertiger ein“, betont Professor Jansen: Die US-Forscher behandelten Patienten schon dann mit einem Stent, wenn eine Gefäßverengung im Schädel das erste Mal zu einer Schlaganfallsymptomatik geführt hatte. „Diese Ausweitung der Patientengruppe widerspricht den in Deutschland geltenden Behandlungskriterien, wie sie sich auch in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) widerspiegeln“, betont Professor Dr. med. Wolfgang H. Oertel, 1. Vorsitzender DGN aus Marburg. “Die PTAS darf bei Schlaganfallpatienten nicht als Therapie der ersten Wahl etabliert werden“, stellen die Experten der Fachgesellschaften gemeinsam fest.

Deutsche Gesellschaft für Neurologie