Schlagwort-Archive: Rheuma

(mko) Patientinnen und Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) leiden häufig unter sogenannten interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD). Seit Jahren steht Methotrexat (MTX) unter Verdacht, das Risiko für diese Folgeerkrankung zu erhöhen. Zwei aktuelle Studien widerlegen nun diese Annahme. Sie geben Entwarnung für die MTX-Behandlung. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der „European League Against Rheumatism“ (EULAR 2020) vorgestellt.
Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) sind eine häufige und schwere Folge der Rheumatoiden Arthritis (RA). Die Häufigkeit variiert, jedoch leiden mindestens fünf bis zehn Prozent aller RA-Patienten an dieser Erkrankung. Sie führt zu entzündlichen Veränderungen im Lungengewebe und in den Lungenbläschen. ILD geht mit Reizhusten und Luftnot einher und führt im schweren Verlauf zu einer Vernarbung des Lungengewebes – der sogenannten Lungenfibrose. Dies kann eine lebenslange Sauerstoffversorgung oder sogar Lungentransplantation notwendig machen. „Eine Lungenerkrankung ist bei rund zehn bis zwanzig Prozent aller RA-Patienten die Ursache für einen frühzeitigen Tod“, erklärt EULAR Präsident Professor Dr. med. Iain B. McInnes aus Glasgow, Schottland, Großbritannien. „Umso wichtiger ist es insbesondere in diesen Zeiten weitere Risikofaktoren für eine Anfälligkeit der Lunge bei betroffenen Patienten zu vermeiden.“ …mehr ...mehr

(mko) Statt Gymnastik und Standardtherapie sollten Rheumakranke besser ein paar Runden auf dem Ergometer drehen, danach kurz Zirkeltraining absolvieren und später Federball oder Softball spielen – das verbessert den Gesundheitsstatus und die Leistungsfähigkeit besonders im Fall von Gelenk- und Wirbelsäulenrheuma deutlich, im Vergleich zu der klassischen Standardrehabilitation. Das zeigte sich jetzt in einer Studie am Institut für Rehabilitationsmedizin der Universität Halle-Wittenberg. Das Team entwickelte ein Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining „KAKo“, kombiniert mit einem Motivationstraining.

Die konventionelle Empfehlung bei Rheuma sind schonende Gymnastik und physikalische Anwendungen. Eine Arbeitsgruppe um Institutsleiter Professor Wilfried Mau aus Halle verordnete den Rehabilitanden dagegen ein anspruchsvolles Sportprogramm: Dreimal wöchentlich traten sie zuerst für 30 Minuten auf dem Ergometer in die Pedale. Danach durchliefen sie zusammen ein halbstündiges Zirkeltraining mit Kraft- und Koordinationsübungen. Zum Abschluss folgten Spiele wie Federball oder Softball. Fragen zur Versorgung chronisch Kranker, wie die Weiterentwicklung der Rehabilitation bei entzündlich-rheumatischen Leiden, gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts für Rehabilitationsmedizin an der Medizinischen Fakultät.
Das Sportprogramm kam bei den zumeist an chronischer Polyarthritis (Gelenkrheuma) sowie an Spondyloarthritis (Wirbelsäulenrheuma) leidenden Patienten erstaunlich gut an. Sie hatten auch Spaß am Training in den festen Gruppen. „Etwa 80 Prozent der Teilnehmer fanden die Behandlung ‚gerade richtig‘ und etliche sogar ’noch zu wenig'“, berichtet das Projektteam. „Ich habe gar nicht gewusst, was ich doch noch alles kann“, zitierte Mau eine typische Äußerung von Patienten, zu zwei Dritteln Frauen. Die Altersspanne reichte von 18 bis 60, wobei das Durchschnittsalter bei 48 Jahren lag.

(mko) Chronisch Erkrankte greifen  häufig zu vermeintlichen Wundermitteln. Chemiker  der Universität Würzburg haben aktuell so ein „Wundermittel“aus Vietnam  mikroskopisch auf genaue Substanzen und Bestandteile untersucht,  das von einer Rheuma-Patientin täglich eingenommen wurde. Die Patientin gab an, dass ihr das  Mittel sehr gut helfe. Das Ergebnis der Analyse war allerdings alarmierend.
„Die Probe enthielt vor allem vier Komponenten: Paracetamol, Indometacin, Sulfamethoxazol und Trimethoprim“, so Professor  U. Holzgrabe. Oder anders formuliert: Das Wundermittel aus Vietnam enthielt neben viel Zimt ein Schmerzmittel, ein nicht-steroidales Antirheumatikum und ein Antibiotikum. Außerdem entdeckten die Wissenschaftler noch Phosphat sowie eine zusätzliche Komponente, die allerdings nicht identifiziert werden konnte. Auch die Dosierung war überraschend:  In einem Briefchen mit 2,6 Gramm Pulver zeigte die Analyse 863 Milligramm Paracetamol, 262 Milligramm Sulfamethoxazol und 42 Milligramm Indometacin. Der Gehalt von Trimethoprim ließ sich nicht exakt bestimmten, da seine Menge zu gering war. Zum Vergleich: Die empfohlene Tagesdosis Paracetamol liegt bei etwa 300 bis 1000 Milligramm, die von Indometacin bei 25 bis 100 Milligramm; Sulfamethoxazol wird in Dosierungen von 200, 400 oder 800 Milligramm verschrieben, Trimethoprim mit 40, 80 und 160 Milligramm.
„Sämtliche Komponenten des Pulvers waren also in pharmakologischen Dosen vorhanden. Insofern wundert es natürlich nicht, dass die Rheumapatientin mit der Wirksamkeit des Pulvers zufrieden war“, fasst Professor U.Holzgrabe das Ergebnis ihrer Untersuchungen zusammen. Aus medizinischer Sicht könne sie von der Einnahme allerdings nur abraten.
„Eine dauerhafte Einnahme eines Antibiotikums ist gefährlich. Sie erhöht die Gefahr, dass sich resistente Erregerstämme entwickeln, die dann nur noch schwer zu bekämpfen sind“, warnt Holzgrabe. Die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol sei bei Rheuma ebenfalls nicht sinnvoll, da es keine entzündungshemmende Wirkung besitzt. Unbekannt sei auch, wie die verschiedenen Medikamente miteinander wechselwirken und welche Nebenwirkungen sie dann verursachen. Außerdem sei die Gefahr der Überdosierung gegeben, da viele Patienten – in dem Glauben ein rein pflanzliches Medikament anzuwenden – zusätzlich noch ihre regulär vom Arzt verschriebenen Arzneimittel einnehmen. Einzig Indometacin fällt in der Begutachtung der Pharmakologin nicht komplett durch: „Es kann zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden, auch wenn es heutzutage nicht mehr das Mittel der ersten Wahl darstellt“, sagt sie. Was allerdings nichts daran ändert, dass bis auf Paracetamol alle Substanzen in Deutschland rezeptpflichtig sind.

Auch Herbal Viagra gilt als „Wundermittel“
„Wir bekommen immer wieder Berichte von solch vermeintlich pflanzlichen Wunderheilmitteln“, sagt Ulrike Holzgrabe. Mal handele es sich dabei um gefälschte Traditional Chinese Medicines (TCM), oder um Pflanzenmischungen, die chemisch definierte Arzneistoffe enthalten. Besonders häufig tauche dabei der Name „Herbal Viagra“ auf. „Dessen Wirkung ist allerdings fast immer auf die typischen Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil, Vardenfil oder auf eines der davon abgeleiteten Derivate (Abkömmling) zurückzuführen“, erklärt die Wissenschaftlerin. Auch vor deren Einnahme warnt sie: „In der Regel sind die strukturverwandten ‘Viagra‘-Abkömmlinge nie einer toxikologischen Prüfung unterzogen.“ Ganz abgesehen davon, dass es sich in all diesen Fällen um illegal hergestellte Arzneimittel oder Arzneimittelfälschungen

(mko) Eine moderne B-Zell-Therapie mit Rituximab – einem gentechnisch hergestellten monoklonalen Antikörper ist jetzt auch in Europa – aufgrund positiver US-Studien- Ergbnisse – für die Behandlung von Patienten mit einer Blutgefäß-Entzündungen (Vaskulitis), in Kombination mit Glukokortikoiden (Kortison) bei einer ANCA-assoziierten GPA (ehemals Morbus Wegener oder Wegenersche Granulomatose) und MPA (Mikroskopische Polyangiitis) zugelassen.
Vieles spricht dafür, dass B-Zellen aktiv an chronischen Entzündungsprozessen beteiligt sind. Der Antikörper bindet an der Oberfläche der B-Zelle,was zu ihrem Absterben führt. Damit haben Patienten mit dieser schweren Autoimmunerkrankungen, sowohl im Fall eines Rückfalls (Rezidiv) und auch bei Neuerkrankung eine neue Behandlungsoption.

Es beginnt häufig mit einer verstopfter Nase, Anfällen von Atemnot, Schmerzen im Brustkorb, Nachtschweiß, Schlafstörungen, Erkältungen und Halsschmerzen, geröteten Augen, Durchfällen, Hautunterblutungen, Gelenkschmerzen, juckenden Hautirritationen mit Blutungen, Herzrasen mit Ohnmachtsgefühl. Dazu kommen depressive Verstimmungen. Oft werden diese Beschwerden von Ärzten (HNO, Augen- Haut und Neurologen oder Nierenspezialisten) und auch Pflegepersonal als hysterisch abgetan und ie Betroffenen durchlaufen bis zur Diagnose oft einen Leidensweg. Patienten, bei denen dann eine Granulomatose mit Polyangiitis – kurz GPA – diagnostiziert wird, leiden an einer schweren, oft lebensbedrohlichen, entzündlichen Erkrankung der Blutgefäße. Medizinisch unterscheidet man die primäre Vaskulitis (GPA) und die Mikroskopische Polyangiitis (MPA) beide gehören zum Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen.
Die Granulomatose beschreibt die charakteristischen Veränderungen, die man häufig in den Atemwegen findet, knötchenartige Ansammlungen von Zellen. Polyangiitis bedeutet, dass viele Gefäße entzündet sind, dass Lungen und Nierenschäden auftreten.

Kann man diese Gefäße aufgrund ihrer Größe nur unter dem Mikroskop erkennen, spricht man dann von einer Mikroskopischen Polyangiitis. Diese Autoimmunerkrankung verläuft allerdings häufig unterschiedlich, ein einheitliches Behandlungs-Schema gibt es derzeit nicht. Den Amoklauf des Immunsystems gegen den eigenen Körper kann man sich bis heute nicht vollständig erklären. Bekannt ist, dass der Körper als Reaktion auf das überschießende Immunsystem Antikörper bildet, die sich jedoch gegen das körpereigene Gewebe richten und für eine chronische Entzündung sorgen, die mit einer Durchblutungsstörung und z.T. mit einer Zerstörung der Gefäße einhergeht. Experten gehen davon aus, dass eine spezielle Form von Auto-Antikörpern, die sogenannten ANCA, an der Entstehung der GPA und MPA beteiligt sein können. Medizinisch spricht man daher auch von ANCA-assoziierten Vaskulitiden.

Hintergrund:
Heute sind zahlreiche monoklonale Antikörper zur therapeutischen Behandlung von Krebs, Immunerkrankungen und Abstoßungsreaktionen zugelassen. Wegen ihrer Fähigkeit mit höchster Genauigkeit bestimmte Moleküle aufspüren zu können, spielen sie auch in der Diagnostik und Analytik sowie in der Forschung eine wichtige Rolle. Derzeit sind über 200 neue monoklonale Antikörper in Arbeit, 27 davon bereits in klinischer Phase III. In den nächsten Jahren verlieren einige Präparate ihren Patentschutz. Folgen werden dann erstmals 2014 sogenannte „Biosimilars“ – Nachahmerpräparate von Original-Antikörpern. Aber: Therapeutische Antikörper sind biopharmazeutischen Wirkstoffe, d.h. sie können nicht auf rein chemischen Weg hergestellt werden, sondern benötigen zur Herstellung lebende Organismen. Die Herstellung ist ein ein komplexer Produktionsprozess, daher ist eine identische Kopie des Original-Antikörpers unmöglich. Daher hat die Europäische Arzneimittelagentur/EMA in London für die Zulassung biosimilarer Antikörper spezielle Richtlinien erlassen.

(Siehe MKO/Archiv: Rituximab – neuer Wirkstoff bei schwerem Rheuma/2006)

Kompetenznetz Rheuma

www.vaskulitis.org

Autoimmun-Erkrankungen

Nierenstiftung

(mko) Schlecht zu greifende Zipper am Reißverschluss, schwer zu öffnende Plastikkappen an Wasserflaschen, für rheumakranke Hände sind diese alltäglichen Herausforderungen ein wirklicher Hindernisparcour. Aber mit ein bisschen Phantasie findet man preiswerte Helfer, z.B. im Baumarkt.
Mit einem Stück Gartenschlauch, Isolierschlauch oder dem Schutzgriff aus dem Elektrikerbedarf lassen sich Stifte, Zahnbürste oder Essbestecke griffiger machen. Ein Schlüsselring oder Häkelhaken am Reißverschluss unterstützt das Auf- und Zuziehen. Die Fingergelenke werden so entlastet. Das Zugreifen gelingt leichter und schmerzhaften Fehlstellungen wird vorgebeugt. Ein Schraubenzieher hilft beim Schlüssel umdrehen. Mit einem Nussknacker lässt sich die Mineralwasserflasche öffnen. Wer viel mit der PC-Maus arbeitet, kann das Handgelenk mit einem kleinen Gel- oder Reis-Kissen stützen. „Eine veränderte Handhaltung beugt zugleich Verspannungen im Schultergürtel vor“, rät Ergotherapeutin Susanne Bitzer.
Viel bewegen, aber wenig belasten, lautet die Devise bei Fingerpolyarthrosen und Arthritis in den Händen. Ein Handbad in einer mit Linsen oder Kies gefüllten Schale wirkt lockernd auf die Muskulatur und kühlend bei heißen Gelenken. Spezielle Übungen sollte man sich einmal vom Therapeuten zeigen lassen und dann möglichst täglich ausführen.
In jedem Stadium der Erkrankung, fortgeschritten oder akut, können Schienen und Bandagen dazu beitragen, Fehlstellungen zu vermeiden, zu korrigieren und Schmerzen zu lindern. „Diese Orthesen werden vom Arzt verordnet und von Ergotherapeuten individuell und maßgerecht angepasst und sollten regelmäßig überprüft und korrigiert werden“, so Bitzer. Mehr Informationen und Hilfsmittel-Tipps zum „Gelenkschutz im Alltag“ enthält die gleichnamige 48-seitige, kostenlose Broschüre der Deutschen Rheuma-Liga, die soeben in aktualisierter Auflage erschienen ist.

Bestelladresse:

Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V., Maximilianstr. 14, 53111 Bonn (bitte 1,45 € Rücksendeporto beilegen), Fax: 0228-7660620, E-Mail: bv@rheuma-liga.de oder per Info-Telefon: 01804-600 000 (20 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, bei Mobiltelefon max. 42 Cent).

(mko) Bei der Behandlung von Rheuma (med. Rheumatoider Arthritis) geraten die Biologicals immer mehr in den Focus. Biologika oder Biologicals sind gentechnisch hergestellte Eiweißsubstanzen, die gegen bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers gerichtet sind. Im Immunsystem sind etliche Botenstoffe für die Entzündungsvorgänge im Körper verantwortlich; die bei chronischen Entzündungen wichtigsten sind der Tumornekrose-Faktor-Alpha und Interleukin-1. Sie werden unter anderem bei schweren Verlaufsformen der Rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Das heißt, Biologika inaktivieren die Zellen des Immunsystems, die für den Entzündungsprozess verantwortlich sind, in dem durch die IL-6-Rezeptorblockade die entzündungsverursachende Signalübertragung unterbrochen wird.
Biologika werden häufig von den Ärzten eingesetzt, wenn mit den klassischen Basis-Medikamenten, die zur Rheumabehandlung gehören, kein ausreichender Behandlungserfolg erreicht wird. Inzwischen gibt es aktuelle Studiendaten zu dem monoklonalen Antikörper Tocilizumab, die den Vorteil sowohl in der
Monotherapie (1st-Line-Biologikum), als auch in der Kombinationstherapie – Biologikum und ein klassisches Basistherapeutikum/Antirheumatika – oder bei Unverträglichkeit von Methotrexat MTX belegen. So die Rheuma-ExpertenProfessor Harald Burkhardt von der Goethe-Universität, Frankfurt und Professor Klaus Krüger vom Paxiszentrum, München.
Auch das Fortschreiten einer strukturellen Schädigung der Hand- und Fußgelenke wurde fast vollständig unter der Behandlung gehemmt wie die Auswertung radiografischer Daten ergab. Die positive Wirkung von Tocilizumab (RoActemra ®) zeigte sich auch in einer guten Lebensqualität, die die Patienten nach Selbsteinschätzung mit weniger Schmerzen, Fatigue (Abgeschlagenheit) und Morgensteifigkeit angaben.
Auch für Kinder mit einer schweren Form von Arthritis gibt es eine EU-Zulassung für Tocilizumab für Kinder ab zwei Jahre,

Rheumatoide Arthritis ist eine fortschreitende Autoimmunkrankheit, bei der sich die Gelenkinnenhaut entzündet. Diese Entzündung führt dazu, dass die Gelenke druckempfindlich sind, schmerzen, anschwellen und aufgrund dieser chronischen Entzündung mit der Zeit versteifen können.

Die Biologika
Ziel der modernen Behandlungsstrategien ist zunächst die Beschwerdefreiheit der Betroffenen. Durch den gezielten Einsatz der so genannten Biologika kann der Krankheitsprozess so beeinflusst werden, dass praktisch keine Krankheitsanzeichen mehr bestehen, also eine Krankheitsremission bewirkt wird. Hierbei handelt sich um therapeutische Proteine, die in die molekularen Mechanismen der Steuerung von Entzündungsreaktionen im Körper eingreifen und gezielt die Fehlsteuerung im Immunsystem korrigieren.
Derzeit sind folgende Biologicals auf dem Markt: Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Golimumab und Certolizumab, die alle die krankheitsfördernden Effekte des Tumornekrose-Faktor-Alpha hemmen, Abatacept (blockt T-Lymphozyten Aktivierung), Anakinra, das gegen Interleukin-1 wirkt sowie der Interleukin-6-Blocker Tocilizumab. Seit Juli 2006 ist Rituximab zugelassen.

(mko) Gewichte an rheumatischen Gelenken verstärken die Erkrankung nicht. Laut der RAPID-Studie, die Patienten mit rheumatischer Arthritis im Krafttraining untersuchte, haben denjenigen Patienten, die regelmäßig ein Krafttraining absolvieren, eine wesentlich geringere Zerstörung der Knochensubstanz, als Patienten mit alleiniger Physiotherapie. Besonders die Zehengelenke scheinen von dem Training zu profitieren. Untersucht wurden Patienten zwischen 20 und 70 Jahre. Geprüft wurde der Knochenmasseverlust, Gelenkschäden sowie die funktionelle Beweglichkeit.

(mko) Rheumakinder haben es hierzulande nicht leicht und inzwischen nehmen die funktionellen Einschränkungen betroffener Kinder auch wieder zu. Zirka 20 000 Kinder und Jugendliche leiden an Kinderrheuma. Die überwiegend chronisch verlaufenden Erkrankungen können Gelenk- und Organschäden hinterlassen und selten auch tödlich verlaufen. Auf dem 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), der zur Zeitt in München stattfindet, werden u. a. neue Behandlungsoptionen vorgestellt.

Bundesweit verbessert wurde die strukturelle Entwicklung der Kinderrheumatologie, insgesamt gibt es z.B. 56 akkreditierte kinderrheumatologische Zentren: vom niedergelassenen Kinderrheumatologen, über Spezialambulanzen bis zu Fachkliniken. Die Kinderrheumatologie hat ein eigenes Ausbildungskonzept, aber auch die Kinderärzte allgemein sind besser fortgebildet. Daher kommen Kinder mit Rheuma heute im Durchschnitt schon während der ersten sechs Erkrankungsmonate zum Kinderrheumatologen. Vor zehn Jahren dauerte das noch fast zwei Jahre. Dann ist auch die Diagnostik deutlich verbessert worden. Kinderrheumatologen verwenden einheitliche Diagnostikstandards wie die ILAR-Klassifikation. Genetische Tests ermöglichen es, erbliche Formen, wie die autoinflammatorischen Erkankungen, genau zu diagnostizieren. Neue Labormarker, wie die S-100-Proteine lassen sich als
Biomarker zum Monitoring der Aktivität verwenden.
Und auch für die Behandlung stehen heute viele neue Medikamente zur Verfügung. Insbesondere die Biologika, die es ermöglichen, auch bei hochentzündlichen Verläufen eine Remission, das heißt einen Aktivitätsstillstand der Erkrankung, zu erzielen. Tödliche Verläufe und Dauerschäden sind im letzten
Jahrzehnt deutlich seltener geworden. Das Therapieziel hat sich verändert, statt Verlangsamung des Erkrankungsverlaufes geht es primäre um ein Anhalten der Entzündung und die Heilung der entstandenen Schäden.
Leider sind nur sehr wenige Medikamente im Kindesalter für die Behandlung rheumatischer Erkrankungen zugelassen. Daher ist häufig eine sogenannte „Off-Label“-Therapie erforderlich. Dies ist haftungsrechtlich, aber auch bezüglich der Kostenübernahme immer wieder schwierig. Zunehmend ist ein Rückgang funktioneller Therapien und Schulungen zu beobachten. Die Kostenträger streichen hier Leistungen, die für die betroffenen Kinder immens wichtig sind. Die Folge: funktionelle
Einschränkungen bei Rheumakindern nehmen seit zwei Jahren wieder zu.

(mko) Rheuma soll künftig bei Kindern noch gezielter behandelt werden. Betroffen sind etwa 20 000 Kinder- und Jugendliche, die an rheumatischen Erkrankungen leiden. Häufig sind diese Patienten aber unzureichend versorgt. Das Risiko dabei ist, dass die Versorgungslücke langjährige Therapieerfolge in kurzer Zeit zerstören kann. Besonders intensiv müssen Jugendliche in der Zeit der so genannten „Transition“, d. h. vom Übergang zur Erwachsenenmedizin, betreut werden, um die erreichten Behandlungserfolge nicht zu gefährden.

Zwei Forschungsprojekte für junge Rheumapatienten sollen jetzt die Therapie von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen verbessern! Das Netzwerk „ICON-JIA“ untersucht die häufige juvenile idiopathische Arthritis (JIA). Dagegen erforscht das Projekt „AID-NET“ die selten auftretenden autoinflammatorischen Syndrome. Bei diesen führt der Körper ständig ungerichtete Abwehrreaktionen aus, obwohl keine fremden Erreger vorhanden sind. Die häufigste Rheumaform im Kinder- und Jugendalter ist die juvenile idiopathische Arthritis (JIA). Die Gelenkentzündung ähnelt der rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen: Die Gelenke entzünden sich, schmerzen und schwellen an – ohne erkennbare Ursache. Um Verlauf und Langzeitfolgen der JIA zu klären, untersuchen Mediziner in der Studie „ICON-JIA“ sechs Jahre lang die Entwicklung von 800 Patienten und 800 gesunden Heranwachsenden. „Wir wollen jene Einflüsse klären, die den Verlauf der Erkrankung vorhersagbar machen“, erklärt der Kinderrheumatologe Professor Dirk Föll, Vom Universitätsklinikum Münster. Das Projekt „AID-NET“ analysiert dagegen die autoinflammatorischen Syndrome, bei denen der Körper dauerhaft Entzündungsreaktionen gegen sich selbst richtet. Dazu zählen zum Beispiel das familiäre Mittelmeerfieber (FMF) oder das Muckle-Wells-Syndrom. Die Forscher wollen die Ursachen entschlüsseln, die zu den typischen Anfällen mit Fieber und Entzündungen führen. Zudem suchen sie in Erbgut und Blutserum der Patienten nach Substanzen – sogenannten Markern – die Hinweise auf Grad und Verlauf der Krankheiten geben.

Hintergrund:
Unter dem Begriff Rheuma fassen Experten mehr als 100 verschiedene entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates zusammen. Auch die verschleißbedingten Krankheiten wie Arthrose zählen zum sog. „rheumatischen Formenkreis“. Menschen jeden
Alters sind von diesen oft schweren, schmerzhaften und vielgestaltigen Erkrankungen betroffen: Etwa 1,5 Millionen Deutsche leiden allein an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Durchschnittlich dauert es 13 Monate bis Betroffene mit einer rheumatoiden Arthritis zu einem Rheumatologen gelangen und dort Hilfe finden.
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie

Deutsche Rheuma Liga
Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

(mko) Gelenkzerstörungen sind für Rheuma-Patienten Dank der neuen Biologicals nicht mehr unabwendbar. Von dieser Medikamentengruppe profitieren bald auch Osteoporose-Patienten. Biologicals können die Erkrankung mittlerweile bei drei von vier Patienten stoppen.
Biologicals sind molekularbiologisch hergestellte Medikamente, die gezielt bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe des Körpers hemmen. Sie zielten bislang vor allem auf die Blockade des Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha). „Dieser Signalstoff der Gelenkentzündung gilt als einer der maßgeblichen Faktoren der rheumatischen Gelenkzerstörung“, so Professor Jörn Kekow, vom
Medigreif Fachkrankenhaus für Rheumatologie und Orthopädie in Vogelsang-Gommern bei Magdeburg.

„Wie wir mittlerweile wissen, gibt es jedoch noch weitere Botenstoffe, die für den Entzündungsprozess der rheumatoiden Arthritis verantwortlich sind. Einer davon ist Interleukin 6“, der sich mit dem Wirkstoff Tocilizumab blockieren lässt. Ein entsprechendes Biological ist seit 2009 auf dem Markt. „Es handelt sich dabei um eine ideale Ergänzung zu der Substanz Rituximab, die bereits seit Längerem verfügbar
ist“, so Kekow. Beide Wirkstoffe blockieren die B-Zellen des Immunsystems, die für die Bildung von zerstörerischen Antikörpern verantwortlich sind. Während der Antikörper Rituximab direkt zu einer nachhaltigen Reduktion der B-Zellen führt, blockiert Tocilizumab den Rezeptor für den B-Zellwachstumsfaktor Interleukin 6.

Auch für die Behandlung von Osteoporose kann in Kürze ein Biological eingesetzt werden. Die auch als Knochenschwund bezeichnete Krankheit ist weit verbreitet: Experten gehen von
fast acht Millionen Betroffenen allein in Deutschland aus. Der Antikörper Denosumab hemmt das Protein „RANKL“, mit dem sich knochenauf- und knochenabbauende Zellen verständigen. Wird es neutralisiert, stellen die Zellen, die den Knochen abbauen, ihre
Arbeit ein. Das Mittel wird demnächst zur Behandlung der Osteoporose nach den Wechseljahren eingeführt. Der Wissenschaftler hofft, dass die Substanz bald auch bei Rheuma-Patienten angewendet werden kann, um die Knochenzerstörung aufzuhalten.
(Quelle: 5. Kongress des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen (BDRh, der vom 15. bis zum 17. April in München stattfindet)